Die Nylars Rundkirche
Die Rundkirche von Nylars im Süden der dänischen Insel Bornholms gilt als die am besten erhaltene der vier Bornholmer Rundkirchen. Die Nylars Kirke besitzt als einzige keine Stützmauern und zeigt sich so bis auf die Dachkonstruktion in ihrer ursprünglichen Architektur. Die Kirche ist eine sehr beliebte Sehenswürdigkeit in diesem Teil Bornholms.
Nylars ist ein kleiner Ort im Süden der Insel Bornholm. Auf der Straße 38 von Rønne nach Aakirkeby findet man Nylars, unweit des Inselflughafens. Die Rundkirche Nylars befindet sich am östlichen Ortsrand. Ihren Namen erhielt die Kirche (und der Ort) vom Heiligen Nikolaus. Die sprachliche Entwicklung machte in der Zeit aus Nikolaus Nylars.
Beim Bau der Kirche kam sehr hohe Steinmetz-Handwerkskunst zum Einsatz. Das sieht man an den verwendeten Steinen und dem Spaltmaß zwischen ihnen. Neben der sakralen Funktion der Kirche, war sie Schutzburg und Zufluchtsstätte der Bevölkerung gegen Piraten und Plünderer. Diese waren zur Zeit des Baus der Bornholmer Rundkirchen in der Mitte des 12. Jahrhunderts in der Ostsee sehr aktiv und bei der eher wehrlosen Bevölkerung gefürchtet.
Aufbau und Geschichte der Rundkirche Nylars
Der Bau der Rundkirche Nylars geht auf die Mitte des 12. Jahrhunderts zurück. In verschiedenen Quellen wird vom Jahr 1160 gesprochen. Zu dieser Zeit war das Aussehen der Kirche noch etwas anders. Das typische Kegeldach gab es noch nicht. Zu dieser Zeit war das Gebäude von einem Flachdach mit angeschlossenem Rundgang gekrönt. Dieser diente der Verteidigung. Auch die schöne weiße Farbe gab es noch nicht, gekalkt wurde der Kirchenbau erst später. Das heutige Dach stammt aus dem 16. Jahrhundert und ist mit Bornholmer Eichenschindeln gedeckt. Chor und Apsis entstanden zur selben Zeit wie das Hauptschiff.
Der Innenraum der Rundkirche Nylars
Der Aufbau der Kirche ist ähnlich den anderen drei. Der zentrale Mittelpfeiler aus Bornholmer Silursandstein trägt die drei Ebenen des runden Kirchenbaus. Er ist im Erdgeschoss besonders schön, da er mit Fresken aus der Zeit um 1250 reich verziert ist. Sie zeigen verschiedene Szenen aus dem Alten Testament wie die Erschaffung von Adam und Eva, den Sündenfall sowie die Vertreibung aus dem Paradis. An der Treppe zur Kanzel findet man ein Weihekreuz, sowie ein Hinweis auf Umbauarbeiten an der Westwand im Jahre 1661. An der Südseite des Chores ist ein Engel zu finden. Ein Kreuz aus fünf Löchern im Apsis Gewölbebogen soll die Akustik im Kircheninnenraum verbessern. Ermöglichen sollen das dahinter eingemauerte Tonkrüge.
Der Kirchenraum misst 11 Meter im Durchmesser und hat 2 m dicke Außenmauern. Heute fällt das Licht durch zwei kleine Fenster. Ein kleines farbenfrohes Mosaikfenster zeigt ein keimendes Korn als Auferstehungsmotiv - eine Arbeit des Künstlers Poul Høm aus dem Jahr 1972. Das andere hat die Abmaße 52 x 27 cm und ist das einzig erhaltene romanische Originalfenster in einer Bodenetage der Rundkirchen Bornholms. Ursprünglich gab es ja, dem Wehrcharakter geschuldet, nur sehr kleine Sichtscharten. Es war einem Erwachsenen (Angreifer) unmöglich, durch diese in die Kirche zu gelangen. Das recht große Taufbecken aus dem Jahr 1150 besteht aus grauem poliertem Sandstein. Es stammt ursprünglich von der schwedischen Insel Gotland. Der Altar ziert ein großes Jesuskreuz, eine Arbeit aus der Renaissance um ca. 1600. Die Leuchter zu beiden Seiten des Altars sind auf die Zeit der Spätgotik datiert.
Ursprünglich gab es zwei Eingänge zur Kirche. Ein "Frauentür" genannter Zugang wurde später durch ein Fenster ersetzt und bei einer Restaurierung im Jahr 1971 vollkommen zugemauert. Die Kanzel ist eine Schnitzarbeit aus dem 19. Jahrhundert. Der Kronleuchter ist eine Arbeit aus dem Jahr 1929. Auch er geht auf ein Original von der Burg Hammershus zurück. Diesen Leuchter findet man heute in der Ruts Kirche in Rutsker. Direkt zwischen Leuchter und Altar hängt ein Posaunenengel von der Decke. Im Gegensatz zu den anderen Rundkirchen auf Bornholm haben Besucher keinen Zutritt zu den oberen Geschossen.
Die zweite Etage wurde als Lager und in Kriegszeiten als Schutzraum für Frauen und Kinder genutzt. Die oberste Etage der Kirche galt der Verteidigung. Bevor man den Kirchenraum betritt kann man auch im Vorraum der Nylars Kirche zwei besondere Runensteine, die "Nylarsker Steine" bewundern. Sie stammen aus der Zeit zwischen 1075 - 1125 n.Chr.. Sie wurden bei früheren Bauarbeiten am Fundament der Kirche gefunden. Erste Beschreibungen der Steine stammen aus dem 17. Jahrhundert. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts stehen sie in der Voirhalle der Nylars Kirche. Beide tragen Inschriften in alten Runen. Ein Kreuz weist trotzdem auf die Christianisierung hin. Beide sind sehr gut erhalten und sehenswert.
Friedhof und Glockenturm
Der Glockenturm mit rechteckigem Grundriss steht außerhalb der Kirche im Friedhof. Er trägt zwei Glocken. Die kleinere stammt aus dem Jahr 1702 und trägt das Monogramm Frederik IV. und eine Inschrift. Die größere wurde 1882 auf Bornholm gegossen. Sie ist ein Neuguss einer Glocke von 1797. Es wird vermutet, dass es sich um Material einer Originalglocke von 1580 handelt. Früher war der Glockenturm ein Torturm mit Eingang zum Friedhof. Er diente als Eingang und der Verteidigung. In Notzeiten brachten die Bauern ihr Vieh mit in die Fluchtburg und nutzten die Blätter der Friedhofsbäume als Viehfutter. Der Friedhof wurde im Jahr 1930 in südlicher Richtung erweitert.
Restaurierung
In den späten 1960er Jahren begann man mit ersten Restaurierungsarbeiten am Dach von Chor und Apsis. 1969 bekam die Veranda ein neues Dach, 1970 wurde dann das Kirchendach restauriert. Danach wurde der Fußboden erneuert. Dabei entdeckte man alte Münzen und Banknoten unter dem alten Fußboden. Im Jahr 1972 wurde die Arbeiten abgeschlossen. Der Besuch der Rundkirche ist kostenlos. Da die Kirche aber als Gemeindekirche genutzt wird, kann es sein, dass zu Sonn- oder Feiertagen die Besichtigung nur eingeschränkt möglich ist. Sie finden Parkplätze und ein öffentliches WC.
Rundkirche Nylars
Kirkevej 10k
Nylars
3720 Akirkeby, Bornholm
Dänemark
Web: www.nylarskirke.dk (dänisch)
Interessantes: Rundkirchen auf Bornholm, Nylars