Christiansø und die Erbseninseln (Ertholmene)
10 Seemeilen, bzw. 18 km nordöstlich der Stadt Gudhjem auf der dänischen Insel Bornholm liegt die kleine Gruppe der Erbseninseln (Ertholmene) - gute 30 Hektar karge Natur und südlichster Teil des baltischen Schärengartens. Bestehend aus den drei Felseninseln Christiansø, Frederiksø, Græsholm und einigen Schären und Felsen sind sie der östlichste Punkt Dänemarks. Christiansø, die größte der Inseln und oft auch Namensgeber des gesamten Archipels, und Frederiksø sind bewohnt. Gerade einmal knapp 100 Menschen leben dort. Græsholm hingegen ist unbewohnt und seit 1926 ein Vogelschutzreservat. Früher als Flottenstützpunkt Dänemarks gedacht ist Christiansø heute ein beliebtes Ziel für Tagesausflüge von der Insel Bornholm aus. Neben den alten Festungsanlagen, dem Leuchtturm, den ehemaligen Militärunterkünften und den kleinen Wohnhäusern sind es vor allem die kleinen Gärten, die die Besucher begeistern.
- Christiansø
- Festung
- Unterkünfte
- Geschichte
- Fähre
Inhalt
Wenn man von Bord der M/S Peter oder der M/S Ertholm geht und die Inseln betritt, befindet man sich im Hafen zwischen Christiansø und Frederiksø. Von hier aus bietet es sich an, den Rundweg um Christiansø im oder gegen den Uhrzeigersinn abzulaufen. Je nach dem, wieviel Zeit man sich dabei lässt, ist die Strecke leicht in einer Stunde zu bewältigen. Beim Inselrundgang wundert man sich anfänglich über die großen Wasserbecken in den Felsen. So wird auf den Inseln das Trinkwasser aufgefangen und gespeichert. Erst 2008 wurde bei Bohrungen unter Christiansø Grundwasser entdeckt.
Am ineressantesten sind auf den Erbseninseln sicherlich die beiden Türme Store Tårn inkl. Leuchtturm auf Chrisztiansø und Lille Tårn auf Frederiksø. Im letzteren ist heute ein Museum untergebracht. Dazu kann man auf Frederiksø das ehemalige Gefängnis mit den original erhaltenen Zellen besichtigen. Wenn es das Wetter gut meint, kann man von der kleinen Badebrücke an der Westseite von Frederiksø aus in die kristallklare Ostsee springen. Besonders interessant sind die Inseln auch für Taucher, da das Wasser hier sehr klar und tief ist. Auf Christiansø kann man auch ehemalige Garnisonsunterkünfte anschauen.
Die Festung
Auf Grund seiner Lage im äußersten Osten Dänemarks und zentral in der Ostsee, diente Christiansø (nur 710 Meter lang und 430 Meter breit) lange Zeit als Festungsanlage und dem Schutz der dänischen Flotte, oder sollte zumindest dazu dienen. Nun ist nicht mehr eine Flotte Ziel des Schutzes, sondern die gesamten Inseln samt Gebäuden und der Natur - das gesamte Inselgebiet steht unter Natur- und Denkmalschutz. Die zweite Insel Frederiksø ist noch kleiner, nur 440 Meter lang und 160 Meter breit. Wahrzeichen und ehemals wichtige Bestandteile der Festungsanlage der Erbseninseln sind die beiden Türme. Schon von weitem sichtbar ist der Store Tårn (großer Turm) auf Christiansø, der nach seiner aktiven Zeit als Festungsturm zum Leuchtturm umgebaut wurde. Der Lille Tårn (kleiner Turm) auf Frederiksø beherbergt heute ein Museum.
Unterkünfte auf Christiansø
Tagestouristen und Urlauber erfreuen sich an der historischen Detailfülle, die Christiansø zu etwas ganz besonderem macht. Dabei ist es gar nicht so einfach in der Hauptsaison eine Unterkunft auf Christiansø zu bekommen. Die einzigen offiziell zu buchenden Zimmer bietet der Christiansø Kro an - 6 an der Zahl. Möchte man in den Genuss eines dieser raren Objekte kommen, muss man schon mal ein Jahr im Voraus buchen, wissen Insider. Eine Alternative bietet der kleine Campingplatz da nur bedingt, da auch er nur sehr limitiert Platz und zudem natürlich kaum Luxus bietet. Eine weitere sehr spezielle Alternative bietet das ehemalige Gefängnis der Festung Fængslet Ballonen. Neben den hier begehbaren historischen Gefängniszellen wurden hier fünf Zellen mit je zwei Betten für Übernachtungen der besonderen Art hergerichtet. Für diese Unterkünfte fragt man bei der Inselverwaltung an.
Christiansø Kro
Christiansøsgæstgiveri
Christiansø 10
DK-3760 Gudhjem
Tel: +45 56 46 20 15
Email: c.hallberg@jubii.dk
Web: www.christiansoekro.dk (dänisch)
Campingplatz
Email: teltplads@christiansoe.dk
Christiansøsgæstgiveri
Email: administrator@christiansoe.dk
Web: www.christiansoe.dk
Auch Segler nutzen den Vorposten Bornholms in der Ostsee gerne als Raststation. Bei rauher See und Stürmen bietet der Hafen den Yachten Schutz vor Wind und Wellen.
Im Jahr 1926 entschloss sich die dänische Regierung das gesamte Archiel unter Schutz zu stellen und damit seine besondere kulturhistorische Bedeutung zu würdigen. Verwaltet werden die Inseln dabei immernoch vom Verteidigungsministerium und nicht der Bornholmer Regionalkommune. Für diese Aufgabe wird in Tradition der Militärkommandanten alle vier Jahre ein Universalbeamter gewählt, der die verschiedenen administratorischen Aufgaben der Inseln wie Bürgermeister, Polizist, Standesbeamter und Hafenmeister zu erledigen hat. Die Gebäude der Erbseninseln sind noch sehr gut erhalten und zählen neben den Verteidigungsanlagen auch Unterkunftsgebäude, ein ehemaliges Gefängnis (heute Unterkunft), eine Schule, eine Post, eine Bibliothek, ein Museum, ein Versammlungshaus und natürlich eine Kirche und einen Leuchtturm. Zu den heute dort lebenden knapp 100 Einwohnern gesellen sich im Sommer 80.000 Touristen, von denen manche auch über Nacht bleiben. Der kleine Campingplatz und der Gasthof (siehe oben), laden dazu ein. Doch man sollte lange vorher reservieren, da die Plätze stark limitiert sind und die Nachfrage hoch ist.
Die Inseln wirken dabei nie, wie ein Freilichtmuseum. Man merkt auf Schritt und Tritt, dass auf Christiansø aktives Leben herrscht. Doch so lebendig wirkt es nur im Sommer. Ab dem Herbst, wenn die Postschiffe keine Urlauber mehr bringen, sondern nur noch Post und wichtigen Proviant und die Tage kürzer und dunkler werden, wird es still auf Christiansø. Man muss das lieben, wenn man auf der Insel wohnt. Besonders wichtig ist der Erhalt der Schule. So lange eine Schule auf Christiansø betrieben werden kann, können auch Familien mit Kindern auf die Insel kommen. Die Schule vermittelt Wissen bis Klasse 7, danach müssen die Kinder der Insulaner auf ein Internat nach Dänemark wechseln. Zu den Zeugen eines funktionierenden Alltages auf den Inseln gehört auch ein kleiner Fischbetrieb inklusive Räucherei, in dem marinierte Heringe hergestellt werden und ein Inselladen. Damit das Leben auf der Insel funktionieren kann, gibt es auch einen Arzt und eine kleine Zahnarztpraxis.
Aufgrund seiner Geschichte sind die Inseln keiner kommunalen Behörde, sondern dem Verteidigungsministerium unterstellt. Aus Natur- und Vogelschutzgründen dürfen keine Hunde und Katzen auf die Erbseninseln mitgenommen werden.
Geschichte von Christiansø
Die Geschichte der Besiedlung der Erbseninseln begann schon recht früh. Auf Græsholm fand man Gräber aus der Eisenzeit, etwa 200 v. Chr.. Als Wohnort gänzlich ungeeignet, nutzten Bornholmer Fischer dann Christiansø seit Mitte des 16. Jahrhunderts als Quartier wärend ihrer herbstlichen Heringsfischerei. Doch sie waren nicht die einzigen. Auch schottische Fischer sollen hier ihre Heringsfänge angelandet und gräuchert haben. Die Kunst der Heringsräucherei nahmen die Bornholmer mit auf ihre Insel und so entstand das Bornholmer Nationalgericht - "Sol over Gudhjem", geräucherter Hering mit Eigelb, Schwarzbrot, Radischen, Lauch und grobem Meersalz. Militärisch interessant wurde Christiansø ab 1658 in Folge des Verlusts Dänemarks aller seiner Ländereien östlich des Öresunds an Schweden. Auf Bornholm dauerte die schwedische Herrschaft jedoch nur ein Jahr. Die Bornholmer Bevölkerung vertrieb die Besatzer mit einem Aufstand von der Insel. Mehr ...
Erbaut wurden die Festungsanlagen auf Christiansø, nachdem Dänemark Ende des 17. Jahrhunderts einen neuen Flottenstützpunkt in der Ostsee brauchte. Die schwedischen Flottenbewegungen sollten beobachtet und teilweise unterbunden werden. Christian V. gab 1684 den Anstoß zum Bau der Festungsanlage mit befestigtem Hafen. Die Leitung der Bauarbeiten unterlag dem norwegischen Baumeister Coucheron. Ca. 450 Arbeiter und Soldaten verwandelten unter seiner Aufsicht die einst trostlosen Felsen in eine lebendige Baustelle. Dabei wurden zuerst die beiden Türme gebaut - der große Store Tårn auf Christiansø und Lille Tårn auf Frederiksø. Auf beiden Inseln schlossen sich dann die Arbeiten an den Ringmauern und anderen Befestigungen an. Es folgte der Bau der Verbindung der beiden Inseln über eine Pontonbrücke. Im Großen Nordischen Krieg von 1709 bis 1720 zeigte das Archipel seine Bedeutung für Dänemark. Bei den kriegerischen Auseinandersetzungen ging es um die Vorherrschaft im Ostseeraum, die mit der Niederlage Schwedens endeten. Im August 1716 war der russische Zar Peter der Große zu Gast auf Christiansø. 1805 wurde dann im St.Tårn Dänemarks erstes Spiegelleuchtfeuer eingebaut.
Militärisch wichtig war Christiansø auch wärend des Englandkrieges. Die im Hafen liegenden Kriegsschiffe zogen nun regelmäßig los, Jagd auf englische Handelsschiffe zu machen und diese zu kapern. Am 24. Oktober 1808, als der gesamte Hafen von Christiansø mit englischen Beuteschiffen gefüllt war, griffen die Engländer mit einer eigenen Flotte an. Durch die größere Reichweite ihrer Schiffsgeschütze, konnten die Angreifer die Insel fünf Stunden lang ohne Gegenwehr beschießen. Erst als Wind aufkam und die Schiffe weiter um die Insel trieb erwiederten die Dänen das Feuer und vertrieben die Angreifer. Im Jahr 1855, als die Inseln ihren militärischen Nutzen eingebüßt hatten, da sich die Beziehungen zu Schweden wieder verbessert hatten, verließen die meisten der Soldaten die Garnison. Nur eine Hand voll blieben, lebten als Fischer und bedienten den Leuchtturm.
Ein weiterer Teil der Geschichte Christiansøs ist die Funktion als Deportations- und Gefängnisinsel. Seit 1725 gab es Gefangene auf den Inseln. Da eine Flucht auf Grund der exponierten Lage ausgeschlossen war, wurden den Gefangenen teilweise sogar Spaziergänge auf den Inseln erlaubt. Andere Häftlinge verbrachten die gesamte Zeit in Ketten. Als Zwangsarbeit mussten sie den Granit auf der Insel brechen, der zum Ausbau der Festung genutzt wurde. Prominentester Insasse des Gefängnisses auf Frederiksø war Jacob Jacobsen Dampe (ext. Link: Wikipedia), ein damaliger Dissident und entschiedener Gegner des Absolutismus. Es saß nach einem Todesurteil von 1821 bis 1841 ein. Dann wurde er begnadigt und siedelte nach Bornholm um. In der Zeit seiner Haft soll der Gefangene mehrfach in Anspielung auf die schreckliche Isolation auf Frederiksø sein Todesurteil in Briefen an den dänischen König angemahnt haben.
Christiansø - Abenteuer mit Geocaching
Geocaching ist eine populäre Sportart, die an keine Altersklassen gebunden ist und allen Spaß macht. Dabei nutzt man ein GPS Gerät, um einen bestimmten Ort zu finden, an dem vorher ein "Schatz" versteckt wurde. Einige dieser "Schätze" sind leicht zu finden, andere erst nach dem Lösen von kniffligen Aufgaben. Im Tourismus Büro in Gudhjem und Allinge kann man sich über das Geocaching informieren, die nötigen GPS-Geräte ausleihen und auf Christiansø auf Geocaching Tour gehen.
Fährverbindungen nach Christiansø
Das Postschiff ist die einzige Verbindung zwischen Bornholms Nordküste und den Erbseninseln. Je nach Wetterlage kommt man nach einer knapp einstündigen Fahrt von Gudhjem im Hafen von Christiansø an. Die Verbindungen von Allinge wurden in den vergangenen Jahren eingestellt.
Fahrplan: Download
Gudhjem - Christiansø
Linie: Christiansøfarten
(www.christiansoefarten.dk)
Reisedauer (1 Fahrt): 55 Minuten
Fahrten tägl. (Hauptsaison): 3
Fahrten tägl. (Nebensaison): 1
Die Tagestouren nach Christiansø starten in Gudhjem und werden von der Gesellschaft Chistiansøfahrten Bornholm Express durchgeführt.
Hinweis: Wie oben bereits erwähnt, dürfen aus Vogelschutzgründen und dem offenen Trinkwassersystem keine Hunde und Katzen mit auf die Inseln genommen werden!
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